Bildbearbeitungs- und Verwaltungs-Software

Testbericht: Luminar 4

2019-11-21 Luminar 4 ist seit 18. November 2019 für Windows und Mac erhältlich. Grund genug für digitalkamera.de, um einen Blick auf die neuen Funktionen der Bildverwaltungs- und Bildbearbeitungssoftware zu werfen. Was Luminar 4 kann, an wen sich die Software richtet und ob die Kritikpunkte des Vorgängers behoben wurden, erörtern wir in diesem Testbericht.  (Harm-Diercks Gronewold)

Nach der Installation von Luminar 4 wird der Fotograf zunächst aufgefordert, einen oder mehrere Ordner anzugeben, in denen seine Fotosammlung zu finden ist. Ist das erledigt, erstellt Luminar 4 zunächst einen Katalog der Bilder. Je nach Umfang der Fotosammlung und Geschwindigkeit des Rechners kann das einen Augenblick dauern. Nachdem die alle Bilder importiert wurden, können die Verwaltungsfunktionen benutzt werden. Auch mit umfangreichen Ordnern und vielen Bildern hat Luminar 4 keine Probleme. 

Bei den Verwaltungsfunktionen wird schnell klar, dass Luminar 4 keine Konkurrenz für Adobes Lightroom sein will und auch gar nicht kann. Bei der Verwaltung stehen nur Kategorien, wie das Aufnahmejahr oder das Datum des Imports beziehungsweise der letzten Bearbeitung, zur Verfügung. Zwar lassen sich Bilder in Alben gruppieren und mit farbigen Markern sowie Sternbewertungen versehen, aber Stichworte und IPTC-Daten gibt es nicht. Skylum versprach schon für Luminar 3, im Laufe von 2019 eine solche Funktion durch ein Update nachzureichen. Um so verwunderlicher ist es, dass Luminar 4 ebenfalls ohne diese Funktion auskommen muss. Allerdings verspricht Skylum erneut, diese Funktion in Kürze nachzuliefern. Wir werden den Testbericht aktualisieren, sobald das Update verfügbar ist.

Was wir immer bei Luminar mochten, war der Platz, der den Bildern eingeräumt wird, auch wenn das einige Nachteile hat, wenn es zum Beispiel darum geht herauszufinden, welchen Dateityp ein Bild hat. Da die Bilder in der Übersicht keinerlei Beschriftungen haben, muss immer auf die Info-Ansicht zurückgegriffen werden.

Richtig zur Sache geht es bei Luminar 4 bei der Bildbearbeitung, oder sollte man besser sagen Bildveredelung. Zwar stehen dem Bildbearbeiter eine kleine Retuschefunktion mit Pinselanpassungsoptionen und ein Radiergummi zur Verfügung, doch das war es dann auch schon. Wenn man aber ehrlich ist, reicht das in den meisten Fällen auch aus.

Bei der Arbeitsoberfläche hat sich auf den ersten Blick nicht sonderlich viel getan, doch der Teufel steckt wie immer im Detail. Damit der Bildbearbeiter nicht von allen Funktionen erschlagen wird, hat Skylum vier Hauptarbeitsbereiche an den rechten Rand der Arbeitsfläche gelegt und mit eindeutigen Icons versehen. Der erste Arbeitsbereich trägt den Namen "Wesentliches". Der Bildbearbeiter bekommt hier Helligkeits- und Kontrastanpassungen sowie die ersten beiden AI- (Artificial Intelligence oder künstliche Intelligenz) Funktionen. Bei diesen handelt es sich um einen "Enhancer", der die Helligkeitsverteilung im Bild anpasst, ohne Bereiche "ausbrennen" zu lassen. Die zweite Funktion hebt den Kontrast bei feinen Strukturen an, um diese differenzierter darzustellen. Trotz aller künstlicher Intelligenz ist es immer noch der Bildbearbeiter, der die Parameter der Funktion bestimmt und so auch dafür verantwortlich ist, was am Ende rauskommt. Die künstliche Intelligenz der Funktion ist lediglich dafür zuständig, die Änderungen in einem bestimmten Bereich zuzulassen.  

Klickt man auf das Paletten-Icon, landet man im Kreativbereich. Wie der Name schon sagt, sind in diesem Bereich alle Kreativfunktionen und Spezialeffekte zu finden. Besonders interessant ist das Werkzeug "AI Sky Replacement". Mit Hilfe dieser Funktion lässt sich der Himmel in einem Bild mit wenigen Klicks tauschen. Das kann insofern hilfreich sein, wenn der Himmel ausgebrannt oder einfach zu langweilig ist. Auch bei komplexen Motiven erkennt die Funktion den Übergang von Motiv zum Himmel und erstellt intern eine Maske. Mit Hilfe dieser wird dann ein aus den Vorlagen gewählter Himmel eingeblendet. Das Ergebnis ist sofort zu sehen und kann überzeugen. Grund dafür ist nicht nur die gute Maskierung, sondern auch das Beleuchten der Szene durch den gewählten Himmel. Das hat zur Folge, dass der Betrachter die Szenerie als plausibel akzeptieren kann. Die Plausibilität fällt natürlich in sich zusammen, wenn beispielsweise ein Sonnenuntergangshimmel eingesetzt wird und der Schattenwurf im Bild deutlich macht, dass es zur Mittagszeit aufgenommen wurde.

Darüber hinaus finden sich hier Spezialeffekte zum Einfügen von Sonnenstrahlen und dem Erzeugen von bestimmten Farbstimmungen. Auch die Texturüberlagerungen und ein Colorgrading über Lookup-Tables stehen ebenso zur Verfügung wie die Möglichkeit, künstliches Filmkorn als Stilmittel einzufügen.

Der nächste Themenbereich ist der Porträtfotografie gewidmet und auch hier finden sich umfangreiche Funktionen zur Porträt-Bearbeitung. Luminar 4 macht dabei seine Sache ausgesprochen gut. Ganz offensichtlich verrichtet eine leistungsstarke Gesichtserkennung in Luminar 4 seine Arbeit und die funktioniert auch, wenn mehrere Personen in einer Aufnahme zu sehen sind. Neben einer "Verschlankungs"-Funktion für Gesichter können Augenbrauen betont, Augen und Zähne aufgehellt und sogar die Gesichtsbeleuchtung verbessert werden. 

Im letzten Arbeitsbereich kommt der Profi auf seine Kosten. Hier kann beispielsweise der Kontrast differenzierter angepasst oder eine Abwedel- und Nachbelichtungs-Funktion eingesetzt werden. Aber auch eine Filtersimulation und Teiltonung sind hier zu finden. Mit Sicherheit sind die hier untergebrachten Funktionen nicht im täglichen Einsatz, dennoch ist die Bezeichnung "Pro" etwas zu weit hergeholt.

Viele Funktionen in Luminar 4 lassen sich erweitern und bieten dann noch mehr Einstellungsmöglichkeiten. Zudem kann der Bildbearbeiter zu jeder der angebotenen Funktionen eine Maske erstellen und diese bearbeiten. Damit können dann bestimmte Einstellungen und Effekte auf einen individuell definierten Bereich angewendet werden. Zudem lassen sich alle Funktionen noch auf Ebenen legen. Leider ist die Ebenenfunktion etwas umständlich gelöst. Anstelle eine neue Ebene anzulegen, wenn eine Funktion aktiviert wird, muss zunächst eine Ebene erstellt werden und erst danach kann die entsprechende Funktion automatisch bei Benutzung auf diese Ebene gelegt werden. Es gibt aber für diese Systematik einen entscheidenden Vorteil: und zwar lassen sich mehrere Funktionen und Effekte auf eine Ebene legen. Die Ebenen können erfreulicherweise auch benannt werden, so dass man bei komplexen Bearbeitungen immer den vollen Überblick behält.

Wie schon beim Vorgänger, kann der Bildbearbeiter auch in Luminar 4 Bildlooks auswählen. Bildlooks sind nichts anderes als Vorlagen oder Presets. Damit lassen sich zuvor definierte Einstellungen mit einem Klick aufrufen. Neben den mitgelieferten Looks können Look-Packs von Skylum erworben werden. Selbstverständlich lassen sich eigene Einstellungen auch als Look speichern.

Luminar 4 gehört zu den Bildbearbeitungsprogrammen, die nicht destruktiv arbeiten. Sprich: alle Änderungen, die gemacht werden, auch die Retuschearbeiten, finden nicht auf dem Originalbild statt. Erst wenn das Bild exportiert wird, finden alle Änderungen in einer komplett neuen Datei zusammen.

Wie zuvor erwähnt, steckt der Teufel im Detail, und im Falle von Luminar 4 ist das zum einen die deutlich verbesserte und schnellere Benutzeroberfläche, mit Ausnahme der Umschaltung in die Retuschefunktion. Hier braucht Luminar 4 mit 7-8 Sekunden einfach zu viel Zeit, um bereit zu sein. Aber auch die Menüs der Funktionen und Einstellungen selber wurden verbessert. Zum einen sind die Schriften etwas vergrößert worden, vor allem aber wurde den Schiebern mehr Platz zueinander eingeräumt. Damit sieht die Benutzeroberfläche wesentlich übersichtlicher und aufgeräumter aus.

Zu einer richtigen Tradition wird unsere Kritik an dem Druckdialog, dieser ist nämlich immer noch der alte einfache Druckdialog aus dem jeweiligen Betriebssystem. Offensichtlich ist es aber so, dass das Ausdrucken von Bildern eher zweitrangig ist und man nicht viel Schnickschnack benötigt.

Fazit

Luminar 4 ist ein gelungenes Komplettpaket für Fotografen und Bildbearbeiter, die ohne viel Aufwand die eigenen Bilder aufwerten wollen. Unterstützt werden sie dabei von pfiffigen Funktionen, die viele Arbeitsabläufe automatisieren und vom Bildbearbeiter fernhalten. Trotz aller Automatiken bietet Luminar 4 sehr großen Freiraum für die kreative Bildverarbeitung. An der Datenbankfunktion könnte allerdings noch ein wenig gefeilt werden, diese ist nämlich viel zu rudimentär und verzichtet, wie schon beim Vorgänger, auf die Nutzung von IPTC- und Exifdaten. Nichtsdestotrotz bekommt der Bildbearbeiter mit Luminar 4 eine umfangreiche Software für die verschiedensten Anwendungsbereiche und für einen schmalen Preis von etwa 90 Euro.

Kurzbewertung

  • Wenig Einarbeitung notwendig
  • Großer Funktionsumfang
  • Viel Platz für Bilder
  • Praktische Ordnersynchronisation
  • Keine Unterstützung von Metadaten und IPTC
  • Keine Suchfunktion im Katalog
Bezeichnung Skylum Luminar 4
Betriebssysteme Linux, Mac OS 10.5+, Mac OS 10.6+, Mac OS X 10.6.8+, Mac OS X 10.7.5+, Mac OS X 10.9, MacOS, Windows, Windows 10 (64 Bit), Windows 7 (32 Bit), Windows 7 (64 Bit), Windows 8 (32 Bit), Windows 8.1 (64 Bit), Windows Vista (32 Bit), Windows XP
Mindestanforderung CPU Windows: Core i5
Apple Mac: Core 2 Duo
Mindestanforderung RAM Windows: 7,8 Gigabyte
Apple Mac: 7,8 Gigabyte
Min. Festplattenspeicher Windows: 9,8 Gigabyte
Apple Mac: Gigabyte
Monitorauflösung und Farbtiefe 1.280 x 768 Pixel (Farbtiefe 32 Bit)
Testversion ja (Laufzeit: 30 Tage)
Internet (Link) Software auf der Herstellerwebsite

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